Armeetaucher bergen mit schwerem Material die Flosse eines im Neuenburgersee abgestürtzten Hawker Hunters.

Anspruchsvoller Einsatz für die Armeetaucher im Neuenburgersee

Anspruchsvoller Einsatz für die Armeetaucher im Neuenburgersee
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Vor 45 Jahren ereignete sich ein tragischer Fliegerunfall, bei welchem ein Hunter-Kampfflugzeug in den Neuenburgersee stürzte. Heute wird das grösste verbleibende Wrackteil von Armeetauchern und Angehörigen des Lehrverbands Genie/Rettung/ABC geborgen. Die Aufgabe ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll und wird wichtige Erkenntnisse für zukünftige Einsätze liefern.

In rund 50 Metern Tiefe steckt das Rumpfhinterteil der abgestürzten Hawker Hunter, das heute geborgen wird. — © Fachoffizier Gabriel König / VBS/DDPS

Wenn die Armeetaucher heute, am 1. Mai, ins kühle Wasser des Neuenburgersees steigen, wartet eine besondere Aufgabe auf sie. Denn der Einsatz, den sie leisten, ist gleich in dreifacher Hinsicht herausfordernd. Zum einen findet er 50 Meter unter der Wasseroberfläche statt. Zum andern gilt es ein ganz besonderes Objekt zu bergen: Es handelt sich um ein Wrackteil eins Kampfflugzeugs des Typs Hunter. Genauer gesagt um das Rumpfhinterteil. Die dritte Herausforderung besteht schliesslich in der Koordination mit den Kameraden des Lehrverbands Genie/Rettung/ABC. Sie befördern das Wrackteil von Schwimmbrücken aus mittels einer Seilwinde an die Oberfläche.

Auf alle Eventualitäten vorbereitet

Das Team der Armeetaucher besteht grösstenteils aus Milizangehörigen. Sie bringen viel Know-how und Erfahrung aus dem zivilen Leben mit und setzen dies zugunsten der Armee ein. Das Einsatzkonzept der Tauchprofis sieht verschiedene Szenarien vor. Eines davon ist das Tauchen in grosser Tiefe, das heute geübt wird. Diese herausfordernde Aufgabe wird wertvolle Erkenntnisse für künftige Einsätze und Materialbeschaffungen mit sich bringen.

Nun gilt es nach akribischer Vorbereitung endlich ernst. Zuerst wird entlang einer Abstiegsleine bis zur Einsatzstelle hinuntergetaucht. Dann werden am Rumpfhinterteil drei Anschlagspunkte vorbereitet. Daran wird später der Kranhaken angebracht, mit dem das Wrackteil hochgezogen wird. Stabsadjutant Michael Schnyder beschreibt die Herausforderungen beim Tauchen in grosser Tiefe: «Der Druck in der Tiefe ist um ein Vielfaches höher als an der Oberfläche, was viele Konsequenzen mit sich bringt. Die Verständigung per Handzeichen muss genau sitzen. Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, weil wir nicht einfach an die Oberfläche zurückkehren können, um uns nochmals abzusprechen.»

Schwimmende Schwerarbeiter

Um das Wrackteil an die Oberfläche zu befördern, braucht es einiges an Power. Hierzu kommen Spezialisten des Einsatz- und Ausbildungskommandos 74, des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons und der Genieschule 73 ins Spiel. Mittels zweier Schwimmbrücken werden ein Traktor mit Seilwinde, ein Muldenkipper sowie ein Bagger und die dazugehörige Mannschaft zur Bergestelle zum Einsatzort gelangen. Die Taucher sind auf separaten Booten unterwegs. Zudem sorgen die Kantonspolizeien der angrenzenden Kantone für die Sicherheit auf dem See und insbesondere im Sicherheitsperimeter. Der Traktor zieht das Wrackteil an die Oberfläche, wo es der Bagger mit seinem Greifer übernimmt und nach einer allfälligen Zerkleinerung auf den Muldenkipper legt. Danach kehren auch die Fähren an Land zurück.

Tragischer Unfall vor 45 Jahren

Am Morgen des 11. Mai 1979 starteten zwei Patrouillen der Fliegerstaffel 5 in Raron. Der Verband führte eine taktische Angriffsübung in der Gegend von Les Ponts de Martel durch. Nach der Übung wendete die Doppelpatrouille über dem oberen Neuenburgersee, um ins Val de Travers zu fliegen. Das Manöver begann aus taktischen Gründen etwa 300 Meter über dem Wasser. Im Verlauf der Kurve sanken die Flugzeuge tiefer, wobei der Hunter des verunglückten Piloten mit dem rechten Flügel die Wasseroberfläche touchierte. Der Pilot kam dabei ums Leben und konnte wenig später geborgen werden. Das Flugzeug zersplitterte in Tausende von Teilen. Im Anschluss an die Bergung des Wrackteils findet eine Schweigeminute in Gedenken an den verstorbenen Piloten statt.

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